Übersetzen und Dolmetschen

Was versteht man unter Übersetzen und Dolmetschen?

Übersetzen ist im weiteren Sinne die Übertragung eines Textes von der Originalsprache (Aus-gangssprache) in eine andere Sprache (Zielsprache). Übersetzen und Dolmetschen werden oft verwechset. Zwar steht bei beiden die Übertragung von Äußerungen in eine andere Sprache im Mittelpunkt, ansonsten unterscheidet sich die Arbeit von Übersetzern und Dolmetschern aber grundsätzlich: Übersetzen ist die schriftliche Übertragung eines Textes, Dolmetschen hingegen die mündliche Übertragung des gesprochenen Worts.

Die Arbeit des Übersetzers besteht also darin, einen Text zu verfassen, der den Sinn des Origi-nals wiedergibt und gleichzeitig die grammatischen und stilistischen Regeln der Sprache seiner Leser berücksichtigt.

Dazu muss der Übersetzer zunächst die Aussage in der Ausgangssprache verstehen, den Sinn und die Nuancen erfassen, um sie dann möglichst sinngetreu und natürlich in der eigenen Spra-che wiederzugeben.

Die Arbeit des Dolmetschers besteht darin, in der Sprache seiner Zuhörer eine Aussage zu for-mulieren, die nach Inhalt und Absicht der Aussage in der Originalsprache entspricht. Anders als der Übersetzer ist der Dolmetscher „sichtbar“. Er ermöglicht die mündliche Kommunika-tion über Sprachgrenzen hinweg: Er „identifiziert“ sich mit dem Sprecher, spricht meistens in der ersten Person, und gibt dessen Gedanken und Überzeugungen mit derselben Intensität und denselben Nuancen wieder.

Was professionlle Übersetzer und Dolmetscher ausmacht

Das Verstehen ist eine unabdingbare Voraussetzung für den Übersetzung- oder Dolmetschvor-gang: Man kann den Inhalt eines Textes oder einer Rede nur dann klar wiedergeben, wenn man ihn vollständig verstanden hat. Übersetzer und Dolmetscher brauchen daher eine umfassende Kenntnis der Ausgangssprache, eine ausgeprägte Fähigkeit zur Analyse und entsprechend des Fachwissen.

Der Übersetzer

· Eine Begabung zum Schreiben ist notwendig, damit Texte entstehen, die nicht „übersetzt klingen“.

· Er muss sehr genau arbeiten, um dem Original treu zubleiben und die darin enthaltenen Informationen wiederzugeben.

· Für Fachübersetzungen muss er zumeist terminologische und dokumentarische Recher-chen vornehmen und Fachleute befragen.

· Eine kritische Grundhaltung, die Fähigkeit, Informationen zu finden, und Eigeninitiative sind unerlässliche Eigenschaften.

· Übersetzer sind oft gezwungen, unter Druck zu arbeiten (knappe Termine); sie müssen deshalb sehr anpassungsfähig sein und Organisationstalent besitzen.

Der Dolmetscher

· Er muss eine herausragende mündliche Ausdrucksfähigkeit besitzen, um genauso klar und effizient kommunizieren zu können wie der Redner.

· Der Dolmetscher muss immer auf dem neuesten Stand sein und die Entwicklung in seinen speziellen Arbeitsgebieten aufmerksam verfolgen, denn Zögern kann er sich nicht leisten.

· Da er „ohne Netz und doppelten Boden“ arbeitet, sind Intuition, Anpassungsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit für ihn unerlässlich, um mit allen Situationen, schwierigsten Be-dingungen und jedem Redner zurechzukommen.

· Er muss ein Gefühl für kulturelle Unterschiede und die jeweilige Sprechsituation haben, um die Absicht des Sprechers angemessen wiederzugeben.

Die Arten der Translation

Primär unterscheidet man zwischen der Übersetzung und dem Dolmetschen. Jede dieser Art kann weiter spezifiziert (gefächert) werden.

Arten des Dolmetschens sind: Simultandolmetschen; Konsekutivdolmetschen; Konferenz-dolmetschen; (bilaterales) Verhandlungsdolmetschen; Gerichtsdolmetschen; Gesprächs-dolmetschen; Flüsterdolmetschen; Mediendolmetschen; Community Interpreting; Gebär-dendolmetschen.

Beim Übersetzen werden die Unterschiede in der Textfunktion und -sorte berücksichtigt. Hier kann man die Texte unterschiedlich ordnen: z.B. kann man in gemeinsprachliche Texte, Fachtexte und literarische Texte gliedern. Eine andere Möglichkeit stellt folgende Klassifikation dar: Man unterscheidet zwischen den primär informativen Texten/Ge-brauchstexte (z.B. Geschäftskorrespondenz; Anleitungen/Benutzerhinweise; Softrware-Lokalisierung; Lehrbücher; Patentschriften; Gerichtsurteile; Vertragstexte; Urkunden-übersetzung; philologische texte; Texte von Presseagenturen). Weiter werden primär ap-pellative (Werbetexte) und primär expressive Texte ausgesondert. Die letzte Art schließt einige gruppen von Texten ein: Das sind narrative Texte (Erzählprosa; Massenliteratur; Kinderliteratur), Bühnentexte (Sprechtheater, Musiktheater), Film und Fernsehen (Unter-titelung; Synchronisation) und andere Textsorten wie graphische Literatur, Lyrik, audio-mediale Texte, Bibelübersetzung.

 

Dolmetschen

Es gibt 3 Arten des Dolmetschens:

1. Konsekutives Dolmetschen (Konsekutivdolmetschen). Das bedeutet einen doppelseitigen (bilateralen) Charakter der sprachlichen Kommunikation: Der Absender spricht, nachdem er beendet haben wird, beginnt der Dolmetscher. Es war streng verboten, den Redner zu unterbrechen. Zur Zeit ist das Prinzip geblieben, den Redner nicht zu unterbrechen. International gesehen darf man nicht mehr als 20 Minuten (3-15 Min.) sprechen. Das konsekutive Dolmetschen herrschte auf allen Kongressen und anderen Veranstaltungen. Konseku-tives Dolmetschen benötigt mehr Zeit, deren Dauer von der Qualität des Dol-metschers abhängt und erfolgt: 1) unmittelbar von der Tribüne oder vom Saale; 2) mittels Telefons, was irrtümlicher Weise Halbsimultandolmetschen ge-nannt wird. Der Vorgang des Dolmetschens hat 3 Phasen: 1) Verstehen; 2) Übertragen; 3) Sprechen. In der Technik des konsekutiven Dolmetschens ist Notizmachen ein Hilfsmittel. Der Dolmetscher soll bei Beginn der Rede mit den Notizen anfangen.

2. Nach dem 2. Weltkrieg, nach dem Nürnberger Prozess (1945-1948) entstand offiziell gesehen auf internationaler Ebene das Simultandolmetschen. Diese Dolmetschensart ist sehr wenig erforscht. 1979 erschien das erste Buch zu dieser Frage "Теория и практика синхронного перевода" von Bereshnoj. Er versucht einige Strukturen, Momente vom Standpunkt der Psycholinguistik zu erforschen.

3. Bilaterales Dolmetschen (Dolmetschen bei den Verhandlungen).

Das konsekutive Dolmetschen

Der konsekutive Dolmetschgang lässt sich in mehrere Phasen zerlegen:

I. Phase - Die Aufnahme des Textes in der AS:

1. die akustisch-phonetische Aufnahme: Mit dieser Aufnahme in der AS beginnt der Dolmetschvorgang. Sie ist Voraussetzung für jede weitere Dolmetschleistung innerhalb des Dolmetschprozesses.

2. die begriffliche Aufnahme: Die Vorasusetzung dafür ist ein hoher Grad der Berrschung der AS. Die begriffliche Aufnahme ist eng mit der akustischen verbunden. Die rezeptive Sprachbeherrschung ist die erste Stufe dieser Aufnahme.

II. Phase - Verarbeitung und Speicherung des AS-Textes.

Darunter versteht man die logische Gliederung sowie Scheidung des Wesentlichen vom Unwesentlichen. Die Verarbeitung dient dem Dolmetscher dazu, sich ein Skelett (Gerüst?) des Informationsgehalts des Textes zu schaffen, das er mit Hilfe seiner operativen Gedächtnisses speichert.

III. Phase - die Notation des begrifflichen Inhalts.

Das ist im Rahmen des Dolmetschprozesses ein sekundärer Vorgang. Die Notwendigkeit resultiert aus der Begrenztheit des Gedächtnisses.

IV. Sprachliche Realisierung des begrifflichen Inhalts des AS in die ZS.

In dieser Phase wird die translatorische Leistung vollzogen. Grundlage: Ver-sprachlichung des begrifflichen Inhalts. Der Grad der produktiven Beherrschung der ZS und die Fähigkeit, blitzschnell die Äquivalente der ZS zu as-soziieren, sind die zwei wichtigsten Faktoren. Wichtig sind außerdem Fertigkeit und rasches Formulieren. Das Feilen am ext ist fehl am Platz. Dazu ist keine Zeit.

V. Phase - die Bearbeitung in der ZS.

Es wird an der Form gearbeitet (beim Übersetzen, nicht beim Dolmetschen).

VI. Phase - motorisch-phonetische Umsetzung der optimalen Variante.

Damit wird der Dolmetschprozess abgeschlossen. Nur eine Variante wird gewählt.

Aber: Innerhalb dieser Phase muss alles orthoepischen Formen der betreffenden Sprache entsprechen.

Zum Sprechakt beim Dolmetschen

Sprechweise: Der Dolmetscher soll nicht seine individuelle Art aufgeben. Er soll es selbst sein, d.h. keine gekünstelte, oder Sonntagssprache annehmen.

Der Dolmetscher soll sich aus ästhetischen Gründen um hohe sprachliche Kultur bemühen. Nachlässigkeiten sind zu vermeiden (die Endungen dürfen nicht verschluckt werden).

Artikulation: Der Dolmetscher muss ganz gut und klar artikulieren, besonders in größeren Räumen, d.h. man muss den Raum einschätzen.

Körperhaltung: Es muss immer eine situationsgerechte Haltung sein, aber abgesehen davon darf er zeigen, dass er/sie jung, schneidig ist. Die Span-nungsverhältnisse seines Körpers muss er bewusst kontrollieren und verändern können.

Man muss eine sprechgerechte Haltung anstreben.

Stimmlage: Es geht hier um die Lautstärke. Wenn z.B. zwei Männer zusam-men sind (Redner/Dolmetscher), muss der Dolmetscher lauter als der Redner sprechen.

Klangfarbe: Sie spielt eine ziemlich große Rolle, weil durch die Klangfarbe der Inhalt des Gesprochenen entweder aufgewertet oder abgewertet werden kann.

Sprechrhythmus: Der konsekutive Dolmetscher soll seine Arbeit mit seinem Gesprächspartner so aufbauen, dass es nach Sinneinheiten gearbeitet wird.

Pausen: Die Pausen müssen bewusst gestaltet werden. Wenn plötzlich eine Pause da entsteht, wo sie nicht am Platze ist, meinen die Hörer, dass der Dolmetscher unsicher ist.

Manchmal muss der Dolmetscher die Pausen des Sprechers mitaufnehmen.

Akzentuierung und Intonation: Der Sinn eines gesprochenen Satzes hängt für den Hörer davon ab, welche Satzteile oder Wörter durch Akzentuierung hervorgehoben werden, d.h. der Sprecher will dadurch auf das Wichtigste hinweisen.

Am Schlimmsten ist es, wenn der Dolmetscher monoton spricht. Der ganze Kommunikationseffekt kann in Frage gestellt werden.

Sprechtempo: Selten gelingt es dem Dolmetscher, auf das Sprechtempo des Redners Einfluss zu nehmen. Aber es gibt einige Möglichkeiten, das zu machen.

Wenn ein Redner zu schnell spricht, man sich aber mit ihm geeinigt hat, dass er langsam spricht, muss der Dolmetscher versuchen, absichtlich langsam zu sprechen.

Wenn textliche Mängel entstehehn, schreibt man alles dem Dolmetscher zu.

Flüssigkeit: Man erwartet von dem Dolmetscher eine flüssige Sprechweise. Wenn man spricht und alles flüssig vor sich geht, braucht man keinen übermäßigen Ehrgeiz seitens des Dolmetschers, was die literarischen Formulierungen antrifft, weil er dann fehl am Platze ist.

Das Gesetz für den Dolmetscher ist die Sprechdisziplin.

Kontakte zu Redner und Hörer: Augenkontakt muss immer sein. Sprachlicher Kontakt mit der Zuhörerschaft.

Gestik und Mimik: Der Dolmetscher soll seinen Körper beherrschen. Daraus resultiert die Tatsache, dass die Gestik für den Dolmetscher streng untersagt ist. Die Mimik kann unwillkürlich zum Vorschein kommen. Am Gesicht des Dolmetschers sollte man ruhig ablesen, dass er seine Arbeit mit Anteilnahme und Begeisterung verrichtet.

Protokoll

Darunter versteht man das diplomatische Protokoll (keine Niederschrift), d.h. die Gesamtheit der allgemein angewandten Regeln, Traditionen und Formalitäten, die im internationelen Verkehr zu beachten sind.

Im Protokoll kann es auch koloritspezifische Merkmale geben.

Die Deutschen legen einen sehr großen Wert auf die Einhaltung des Protokolls.

· An der Spitze der Protokollabteilung steht der Protokollchef mit dem der Dolmetscher unmittelbar zu tun hat. Der Dolmetscher darf verlangen, dass man ihm optimale Arbeitsbedingungen schafft.

Ø Der Dolmetscher muss so plaziert werden, dass er unter günstigen Voraussetzungen arbeiten kann.

Ø Arbeiten heißt es: hören, was gesagt wird; sehen, was vorgeht; betont/unterstrichen oder verschwiegen wird; gehört werden, was er wiedergibt; gesehen werden braucht und soll sogar meist der Dolmetscher gar nicht. Er sollte sich darum nicht zurückgesetzt fühlen, wenn Film, Fernsehen, Presse ihre Bildränder meist gerade dort verlaufen lassen, wo der Dolmetscher gestanden hat. Seine Aufgabe ist es, im Hintergrund zu wirken und nicht im Rampenlicht der Öffetnlichkeit zu stehen.

· Auf dem Flughafen, auf dem Bahnhof.

Man kann sich vorstellen: Ich mache den Dolmetscher/die Dolmetscherin; wenn der Protokollchef das versäumt hat. Als erster darf der männliche Dolmetscher seine Hand nie reichen.

· Platz des Dolmetschers.

Ø Bei offiziellen Plazierungen, die normalerweise nach Rangfolge vorgenommen werden, wird der Dolmetscher außerhalb der Rangordnung plaziert, dort, wo er am besten arbeiten kann.

Ø Beim Gehen, Stehen, Dolmetschen von der Tribüne steht der Dolmetscher etwa einen halben Schritt links hinter dem Ehrengast.

Ø Wenn die Delegation mit dem Auto fährt, ist es wichtig, im Fahrzeug richtig zu sitzen. Normalerweise soll der Dolmetscher neben dem Fahrer auf dem Vordersitz sitzen. Hinter ihm sitzt der Ehrengast. Nach dem Fahrer sitzt der Ehrengastbegleiter.

Gibt es einen größeren Wagen, dann sitzt der Dolmetscher auf dem Notsitz.

Ø Wenn der Wagen stoppt, verlässt der Dolmetscher ihn als erster. Der männliche Dolmetscher muss den Schlag des Ehrengastes aufmachen.

Ø Beim Essen: Das Essen bedeutet für den Dolmetscher arbeiten. In dieser ungezwun-genen Atmosphäre werden Fragen diskutiert, die gedolmetscht werden müssen.

Einen wesentlichen Teil seiner Arbeit bei offizieller Delegation verbringen wird der Dolmetscher beim Essen. Diese Essen dienen ja neben der Nahrungsaufnahme v.a., wenn nicht in erster Linie, der Führung von Gesprächen in aufgelockerten Atmosphäre. Für den Dolmetscher ist ein solches immer und mit absolutem Vorrang Arbeit. Meist geht er "ungespeist" vom Tische. Im anderen üblicheren Falle sitzt er mit am Tisch neben dem Gast, für den er zu dolmetschen hat, wobei sein Tischplatz in der Rangfolge de Tischordnung nicht mitzählt. Während des Essens werden Toaste ausgebracht. Dabei hat der Dolmetscher aufzustehen und denToast konsekutiv zu dolmetschen. Nachdem er angestoßen wird, beteiligt sich der Dolmetscher am allge-meinen Zutrinken. Er sollte aber damit sehr vorsichtig sein. Das kann auf leeren Magen verhängnisvoll sein, da man kaum zum Essen kommt.

Der Dolmetscher gibt sich Mühe, an der linken Seite zu sitzen. Am Tische wird nor-malerweise bilateral gedolmetscht. Wenn es zwei Dolmetscher gibt: einheimischer für die baschkirische Seite, der deutsche für die deutsche.

Ø Kleidung: Die Kleidung spielt neben der Sprache eine wichtige Rolle.

Das Äußere des Dolmetschers muss dem offiziellen Anlass entsprechen, dem allge-meinen Rahmen angepasst sein. Die allererste Forderung ist dabei die Sauberkeit (Hemd oder Bluse, Rock oder Hose müssen tadellos sauber sein). Die ganze Erscheinung soll einen gepflegten Eindruck machen.

(weißen Hemden ist der Vorzug zu geben, einfarbig gefärbte sind möglich, stark bunte oder karierte kaum angebracht/ Sehr gut hat sich die knitterarme, bügelfreie und pflegeleichte Kleidung bewährt)

Der Dolmetscher erscheint täglich sehr gepflegt. Der Anzug oder das Kostüm sollen einfarbig, gedeckt, bei sehr offiziellen Anlassen schwarz sein mit entsprechend dezenten silbergrauen Binder. Weibliche Dolmetschkräfte sind bei den Empfängen mit einem Coctail-Kleid gut angezogen. Sonst hängt die Kleidung vom Umfeld ab.

Sehr wichtig ist für den Dolmetscher auch das Schuhwerk. Es muss bequem zweck-entsprechend sein, denn der Dolmetscher muss ein großes Gehpensum absolvieren, gegebenenfalls wechseln je nach Programm. Am zweckmäßigsten sind schwarze glatte Schuhe (keine offenen o.ä.)

Unter allen Umständen muss der Dolmetscher beherzigen, dass er auf keinen Fall durch Kleidung, Schmuck, sonstigen Aufwand über den Gast herausragen darf. Dass er immer dezent, aber unauffällig (auch in der Kleidung) seines Amtes weiten muss.

Ø Allgemeine Hinweise: Ein guter Dolmetscher tritt immer aufdringlich auf. Er muss immer da sein, wenn er gebraucht wird, und wissen, wenn er überflüssig ist. Er muss immer Interesse am Gesprächssgegenstand zeigen. Auch wenn er dasselbe Thema ihn nicht angeht und ihm langweilig ist. Er muss immer das übersehen, was gesagt wird, auch wenn er glaubt, er wisse es besser oder das Gesagte sei nicht richtig bzw. vollständig. Der Gesprächsführende wird seine Gründe für die Wortwahl haben.

Beim Versprechen kann der Dolmetscher hingreifen. Der Dolmetscher sollte keine Antwort von sich ausgeben, auch wenn er sie parat hat oder auf Grund seiner Tätigkeit in einer bestimmten Frage besser informiert ist als sein Gesprächspartner. Der Dolmetscher soll dolmetschen. Seine Meinung interessiert niemand. Nur, wenn man ihm inoffiziell danach fragt. Die größte Sünde: Führen von Privatgesprächen in fremder Sprache mit einem Gast, ohne dem Partner zu dolmetschen. Tadel soll der Dolmetscher immer höflich und bereitwilligst entgegennehmen. Niemals im Öffentlichen widersprechen, auch wenn man glaubt in Recht zu sein.

Für die Berichtigung soll man danken. Der Dolmetscher muss immer schreibbereit sein und sein Schreibzeug immer mit haben (ein Notizblock und Stift). Vor allem aber sei der Dolmetscher pünktlich. Unpünktlichkeit ist eine Sünde. Der Dolmetscher muss ausdauernd, schnell, stark, einfühlsam, taktvoll sein.

Ø Die Ethik des Dolmetschers: Professioneller Ethik wird ein wichtiger Platz in der sprachmittlerischen Tätigkeit eingeräumt. Dieser Beruf gehört zum Informationsbe-reich und nicht zum Dienstleistungsbereich (Informatione, nicht aber verschiedene Kunstgriffe). Es sei ganz resolut betont, dass der Dolmetscher für die Adäquatheit seiner Dolmetschleistungenvollkommen zu verantworten hat.

Regeln der Ethik

(1) Schweigepflicht und Verschwiegenheit (über die zur Verfügung stehende Information).

(2) Vertrauliche Beziehungen zu denen haben, für die gearbeitet wird.

(3) Hier kommt es auf die Eigenschaften an wie Ausdauer, Kaltblütigkeit, Gelassenheit. All das auch unter extremen Zuständen. Man muss immer korrekt , höflich, sauber und situationsgemäß angekleidet sein.

(4) Keine eigenen Ergänzungen von sich selbst zu machen. Immer im Rahmen des Gesagten verbleiben. Eigene Kommentare und Standpunkte solen erspart bleiben. Keine Informationsverluste.

(5) Wenn die Hilfe nottut, muss sie geleistet werden. Es geht um die Besonderheiten der nationalen Eigenständigkeit, Mentalität, Kultur. Dadurch erhöht sich der Wirkungsgrad gegeseitiger Verständigung.

(6) Es soll konkrete Hilfe geleistet werden, wenn sie erforderlich ist, besonders, wenn man im Auslande ist. Das macht man auch nach Feierabend und ohne zusätzliche Bezahlung.

(7) Sich immer wieder weiter qualifizieren. Professionelle Meisterlichkeit, Belesenheit, Wissen erhöhen. Wenn's möglich, sich in einer Richtung spezialisieren.

(8) Ausgiebig die Erfahrungen und Kenntnisse jungen und angehenden Dolmetschkräften vermitteln.

(9) Berufliche Solidarität und Ethik einhalten. Das Berufsprestigeerhöhen. Auf den Dumpingslohn nicht eingehen.