Wirtschafssystem der Bundesrepublik Deutschlands

Die Bundesrepublik Deutschland gehört zu den führenden Industrieländern. Ihrer wirtschaftlichen Gesamtleistung nach steht sie in der Welt an der dritten Stelle nach USA und Japan; im Welthandel nimmt sie sogar den zweiten Platz ein. Seit 1975 wirkt die Bundesrepublik in der Gruppe der sieben großen westlichen Industrieländer (den sogenannten „G-7“) mit, die jährlich auf den „Weltwirtschafts- Gipfeln“ ihre Wirtschafts- und Finanzpolitik abstimmen.

Den Wiederaufstieg in den Kreis der führenden Industrienationen nach dem Zweiten Weltkrieg verdankt die Bundesrepublik nicht Bodenschätzen, sondern ihren Menschen. Entscheidend für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes sind Ausbildung und Arbeitsbereitschaft der Berufstätigen, das Können der Unternehmensleiter sowie der großen Spielraum, den die Soziale Marktwirtschaft für leistungsbereite Menschen lässt.

Das Wirtschaftssystem in der Bundesrepublik hat seit dem Zweiten Weltkrieg zu einer sozialen marktwirtschaftlichen Ordnung mit globaler Steuerung des Wirtschaftsablaufs entwickelt. Es verbindet die freie Initiative des einzelnen mit den Grundsätzen des sozialen Fortschritts. Hauptsächliche Voraussetzung für das Funktionieren des Marktmechanismus ist der Wettbewerb. Wettbewerb ist der Motor der Marktwirtschaft, das Kartellgesetz ist eine Art des Grundgesetzes des Wettbewerbs. Am 1. Januar 1958 trat das „Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen“ in Kraft. Ohne Kartellgesetz wäre das Wirtschaftswunder nicht möglich gewesen. Es ist Grundlage des heutigen Wohlstands in Deutschland. Die Eckpfeiler des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen sind das Kartellverbot, die Fusionskontrolle und die Missbrauchsaufsicht.

Die Hauptsäule der deutschen Wirtschaft ist die Industrie. Im vereinigten Deutschland beträgt die Zahl der Betriebe etwa 52000. Nur etwa 2% (zwei Prozent) der Industriebetriebe sind Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten; etwa die Hälfte sind dagegen Kleinbetriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern. Über die Hälfte dieser Betriebe, 43% mit 50 bis 500 Beschäftigten, können als Mittelbetriebe bezeichnet werden. Also ist die Industrie der Bundesrepublik Deutschlands vorwiegend mittelständisch strukturiert.

Zu den Grundpfeilern der Sozialen Marktwirtschaft gehört die Eigenverantwortlichkeit des Unternehmers, der selbst für das Wachstum seines Unternehmens und dessen Anpassung an sich verändernde Verhältnisse zu sorgen hat. Die staatliche Wirtschaftspolitik beschränkt sich im wesentlichen darauf, günstige Bedingungen für die Wirtschaft zu schaffen. Der Wettbewerb zwischen den Unternehmen ist nach Auffassung der Bundesregierung am besten geeignet, der deutschen Wirtschaft auf dem Weltmarkt in technologischer und struktureller Hinsicht die Konkurrenzfähigkeit zu sichern. Diesen Wettbewerb belebt eine möglichst große Zahl von kleinen und mittleren Unternehmen am Markt. Der Bundesregierung liegt deshalb daran, die Existenzbedingungen kleiner Betriebe zu verbessern und Neugründungen zu erleichtern. Aber nicht alle Bereiche der deutschen Wirtschaft waren ganz dem marktwirtschaftlichen System unterworfen, zum Beispiel, die Landwirtschaft, Teile des Verkehrswesens und der Steinkohlenbergbau. Die Landwirtschaft kann, wie in vielen anderen Ländern auch, aus sozialen Gründen nicht vollständig dem Wettbewerb auf dem Markt ausgesetzt werden. Deshalb unterliegt sie den Bestimmungen der EG- Agrarmarktordnungen, die einen gewissen Mindestschutz gewährleisten. Staatsunternehmen wie die Deutsche Reichsbahn oder die Deutsche Bundessport gehören der öffentlichen Hand. Sie dürfen sich nicht ausschließlich am Gewinn orientieren, sondern müssen der Allgemeinheit dienen. Die Bahn muss teilweise soziale, nicht kostendeckende Tarife anbieten. Bahn und Post können entlegene Orte nicht von ihren Diensten ausschließen.

Auch in der Marktwirtschaft können unterwünschte Entwicklungen eintreten. Der Staat achtet aber darauf, dass der Wettbewerb nicht zu sozial untragbaren Verhältnissen führt. Für die Koordinierung der Wirtschafts- und Finanzpolitik verfügt der Staat den Konjunkturrat, den Finanzplanungsrat und den Sachverständigenrat.

Der Konjunkturrat bemüht sich um ein möglichst einheitliches Vorgehen aller beteiligten in der Konjunkturpolitik.

Der Finanzplanungsrat hat die Aufgabe, die Finanzplanung von Bund, Ländern und Gemeinden zu koordinieren.

Der Sachverständigenrat erstellt im Herbst jedes Jahres ein Gutachten über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Er soll die Entscheidungsfindung bei den verantwortlichen Instanzen erleichtern.

Die Bundesrepublik ist ein Land hoher Löhne und entsprechenden Wohlstands. Der soziale Friede wurde bisher in der Bundesrepublik besser gewahrt als in manchen anderen Ländern. Ein wichtiger Grund dafür ist das dichte Netz der sozialen Sicherheit, das die Bürger umgibt. Ob ein Arbeitnehmer alt oder krank ist, unfallschädigt oder arbeitslos, ob vom Konkurs des Betriebs betroffen oder zur Umschulung in einen aussichtsreicheren Beruf entschlossen – das Sozialsystem fängt die finanziellen Folgen weitgehend ab. Das Sozialsystem reicht weit über die Arbeitnehmer hinaus. Es umfasst Kindergeld, Wohngeld, Sozialhilfe für Bedürftige und Entschädigungen für Kriegsopfer. Die Ausgaben für soziale Sicherung machten 1998 in der Bundesrepublik rund ein Drittel des Bruttosozialprodukts aus.

Für die deutsche Wirtschaft ist es lebenswichtig, den Europäischen Binnenmarkt auszubauen und sich außerhalb der Europäischen Gemeinschaft alte Märkte zu erhalten und neue zu erschließen. Dem marktwirtschaftlichen Kurs entspricht nach außen das beharrliche Eintreten für offene Märkte und freien Welthandel.

Text №12

Moderne Marktforschung

Marktforschung ist die systematische Beschaffung der für die Einschätzung und Beeinflussung des zukünftigen Informationen (Absatzmarktforschung). Bereiche der Marktforschung sind:

Bedarfserforschung (Analyse der Nachfrage), d.h. Erforschung von:

— Marktgröße und Aufnahmefähigkeit des Marktes (Sättigungsgrad)

— Kaufkraft und Kaufkraftveränderung

— Zusammensetzung der Nachfrager (z.B. Alter, Geschlecht, Einkommen…)

— Käufergewohnheiten und Kaufmotive Konkurrenzforschung (Analyse des Angebotes) d.h. Erforschung von

— Konkurrenten (z.B. Marktanteil, Umsatz…)

— Konkurrenzleistung (z.B. Preise, Service, Konditionen…)

— Konkurrenzverhalten (z.B. Einsatz der absatzpolitischen Instrumente und Reaktionen auf Maßnahmen der Mitbewerber) Absatzforschung (Analyse der eigenen Absatzsituation), d.h. Erforschung von

— Eigener Marktstellung (z.B. Marktanteil, Einzugsgebiet…)

— Wirkung der eingesetzten absatzpolitischen Instrumente.

Unter Marktanteil versteht man den Umsatz- bzw. mengenmäßigen Anteil am betreffenden Gesamtmarkt….Im Wirtschaftsgeschehen übernimmt der Staat die aktive Rolle vor allem durch soziale Eingriffe:

— Ordnung des Wettbewerbs

— staatliche Preiskorrekturen in bestimmten Wirtschaftszweigen in Form von Subventionen (z.B. Landwirtschaft, Kohle, Stahl)

— sozial Schwächere erhalten Beihilfen (Wohnungsgeld, Bildungsbeihilfe)

— niedrige Einkommen werden steuerlich geringer belastet

— kinderreiche Familien erhalten steuerliche Vergünstigungen

— Gewährung von Konkursausfallgeld Ausbau der Sozialversicherung (Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe usw.)